Filibuster

Autorin: Gabi

Ich sehe es dir sofort an. Deine rechte Augenbraue zieht sich unmerklich nach oben, deine Lippen werden schmaler. Jetzt bringst du in unser Gespräch wieder ein Fremdwort ein und du bist dir sicher, ganz sicher, dass ich mit dem Begriff nichts anfangen kann. Du weidest dich an meiner Unkenntnis. Du genießt mein Stutzen, meinen ratlosen Blick, du saugst mein Nichtwissen auf.
Hör auf damit.
Filibuster oder Fili oder Buster, lass es doch einfach sein.
Endlich darfst du dich wieder überlegen fühlen. Du musst mich klein machen, damit du dich größer fühlen kannst. Immer wieder das gleiche Spiel. Du verpackst deine Grobheiten in eine Sprache, die mir fremd ist.
Ich habe es satt.
Meine Gedanken sprechen mit mir, ich höre mir zu. Endlich! Was ich besonders an dir mochte, war gerade deine Klugheit, deine Belesenheit. Du bist ein sehr gebildeter Mann und das finde ich sehr anziehend. Warum dann dieses Theater. Warum dieser Machtkampf. Wie wäre es zur Abwechslung mal die Macht der Liebe sprechen zu lassen.
Ich habe dich sowas von satt.
Es reichen Kleinigkeiten, wenn du deinen Schalter umlegst. Letzte Woche habe ich zu laut gelacht, nicht über dich, das war dir schon klar. Ich habe einfach zu laut gelacht, mit meinem Nachbarn, wir hatten so eine Situationskomik. Den ganzen Abend hast du lateinisch gesprochen. Ich hörte andauernd die Wörter, wie simple populus, simplex kolloquial, simple, simple. ……………….
Ich kann es nicht mehr ertragen.
Vorhin brachtest du Kuchen mit, der sehr lecker aussah und ich zeigte dir meine Freude. Als ich mir ein zweites Stück nehmen wollte, da war da wieder dieser Blick. Was dich auch wieder mal gestört hat, weiß ich nicht. Wahrscheinlich habe ich dich nicht ausreichend gelobt oder oder oder. Du stehst auf und verlässt das Zimmer, nicht ohne mir noch zischend hin zu werfen, magnus venter lässt grüßen. Ich ahnte, das ist wieder eine Beleidigung und hab gegoogelt. Tja, was soll ich dazu sagen. Ich finde meinen Bauch in Ordnung, deiner ist viel dicker.
Ich werde dich nicht mehr ertragen.
Langsam stehe ich auf, mache mich gerade, gehe zu dir rüber, mit einer Gelassenheit, die ich die letzten 2 Jahre dir gegenüber nicht mehr gespürt und gezeigt habe. Du schaust mich fragend an, gleichzeitig hebst du die Augenbraue, doch bevor du noch irgendwas sagen kannst, rede ich schon.
Kurz und knapp teile ich dir mit, dass ich dich nicht mehr um mich haben will und bitte dich zu gehen.
Du bist so irritiert, dass du mich mit geöffnetem Mund anstarrst, ohne dich zu bewegen. Du siehst aus, wie ein Frosch. Frösche haben dazu auch dicke Bäuche, denke ich, einfach so. Langsam, ganz langsam begreifst du die Endgültigkeit. Wie schon gesagt, ich mochte deine Klugheit sehr.
Ich geh in die Küche, höre die Tür klappen und esse mein zweites Stück Kuchen.
Genüsslich streiche ich dabei über meinen entzückenden Bauch.


Autorin: Gabi
entstanden am 03. April 24